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Krise, Corona, Frühlingsanfang

Zu den wenigen Dingen, die man zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels noch machen darf, gehört der Spaziergang allein. Ich spazierte mit Kamera und bekam - dem grausigen Verlauf der Dinge zum Trotze - allerhand Schönes vor die Linse.

 

Ich begann natürlich an der Nuthe - zu finden gibt es hier ja immer was - und traf dort direkt wieder den Eisvogel. Am Aradosee hielt ich inne (Es war Samstag - keine Hektik.) und nahm den Augenblick wahr: Vereinzelte Spaziergänger*innen liefen sachte umher, wie unter einer Glocke von ungewisser Ruhe, die aktuell gegenwärtig zu sein scheint.

 

Die Tierwelt wuselte indes wie immer: Ein Reiher saß auf einem umgestürzten Baum im Wasser auf Fische an. Stockenten schwammen und flogen umher. Mandarinenten putzen ihr Gefieder im warmen Licht der Frühlingssonne.

 

Eine Überraschung wartete dann ein paar Meter weiter: Ich lief zu einer Stelle, an der ich ein Eisvogelnest vermutete. Und plötzlich, ungefähr auf der Höhe, auf der ich neulich meinen besten Freund fotografierte, lief aus der Kleingartensiedlung ein Reh.

 

Wait, what? Ein Reh, einfach so, mitten in der Stadt, es stand da und schaute mich an. Ich fotografierte zurück. Dann tänzelte es ins Unterholz, da sich Radfahrer*innen näherten. Ich folgte ihm noch ein Stück, aber zwischen hohen Gräsern und dichtem Unterholz hatte es einfach Heimvorteil.

 

Ich lief weiter die Nuthe entlang und über den Abzweig Betriebshof zur alten Trasse der Kanonenbahn. Dort hatte ich dann meine zweite Nahreherfahrung: Ich fotografierte gerade in Bodennähe eine Weiche, als ich in der Tiefenunschärfe des Hintergrunds Bewegungen wahrnahm.

 

Flugs schwenkte ich um und sah gerade noch, wie eine Gruppe Rehe den Bahndamm überquerte und ins Dickicht verschwand. Wieder versuchte ich, der Spur zu folgen, wieder scheiterte ich an der Vegetation. Ich muss mir was einfallen lassen...

 

An einem alten Prellbock am Ende der stillgelegten Gleise rastete ich. Und nahm mir etwas Zeit, den Blick schweifen zu lassen:

 

Auf den weiten Wiesen waren nur vereinzelt Menschen unterwegs. Mal eine Familie mit einem kleinem Kind, das einen Baum hochkraxelte. Mal ein älteres Pärchen, das in Gesprächen versunken die Wege entlang flanierte. Mal Herrchen und Frauchen mit Hunden, die einsam die Wiesen durchkreuzten.

 

Auf dem Rückweg entstanden noch allerhand Bilder mehr. Ein Kormoran beim Take-Off, Erpel und Mandarinenten im Tiefflug, Graugänse, die ich erst vor wenigen Tagen zum ersten Mal hier sah und noch mehr Enten beim abendlichen Abstandhalten im Aradosee.

 

Was aber blieb, war der Kontrast aus diesem Frühlingstag und der Zeit, in die er fiel. Und darum gibt es jetzt nur diese Bitte zum Schluss: Bleibt gesund und passt auf euch und eure Liebsten auf. Und auf alle anderen natürlich auch.