Der Mann kann machen, was er will, er wirkt stets so, als wäre er grade durchs Unterholz aus dem Ural gekommen und hätte auf dem Weg neun Drachen erlegt. Mit den bloßen Händen. Der Survival-Profi und Ultra-Lightweight-Backpacking-Spezialist Tim begleitete mich auf einen Sonntagsspaziergang in Potsdam - und hatte Zeit für Fotos!
Eigentlich ging es ja darum, das Wochenende mit einem Spaziergang durchs Grüne ausklingen zu lassen. So latschten wir zum Aradosee, der ist nicht weit und wunderschön.
Als Experte fürs leichte Gepäck bildete Tim einen ordentlichen Kontrast zu mir: Ich trug einen Kamerarucksack vom Format eines Kühlschranks - und die Kamera selbst ist ja auch nicht gerade was für die Hosentasche. Zusammen mit genug Wasser für drei Wochen (Man kann nie wissen!) und dem Kleistschen Gesamtwerk in sieben Hardcover-Ausgaben (Just because.) brachte ich sicher einiges auf die Waage.
Dagegen Tim: Ultra-Lightweight-Backpacking-Spezialisten wie er haben nur das Nötigste dabei, und selbst davon so wenig wie möglich. Da werden Zahnbürsten und Streichhölzer in der Mitte abgesägt, Bekleidung und Utensilien aufs Gramm genau gewogen, jeder Kubikmillimeter Platz im Rucksack wird strenger vergeben als der Einlass ins Berghain - also gefühlt kommen diese Leute mit einem halben Blatt Klopapier und einem Stückchen Draht mindestens fünf Monate gut über die Runden.
Und auch der neugierige Blick für die Natur findet in Tim einen seiner begabtesten Vertreter. Hier ein verborgener Pfad durchs Unterholz, dort ein Eisvogel zwischen blühenden Ästen, drüben ein langschnabliger Buntschwanzelbling, seinen bunten Schwanz dem Weibchen präsentierend - man möchte sagen: Im Schoß von Mutter Natur ist Tim keine Falte fremd.
So habe ich ihn im Laufe unserer kleinen Expedition etwas drängen müssen, um ihn zum Verharren zu bewegen. Das Versprechen "Jetzt, hier, der Baumstamm da, anlehnen, ich brauche drei Minuten!" ließ ihn dann aber für Fotos pausieren und posieren. Was war ich froh!
Und jetzt bin ich hin- und hergerissen: Ist das Lightweight-Backpacking auch was für mich? Einerseits ist die kompromisslose Reduktion aufs Wesentliche sehr interessant - auf der anderen Seite wüsste ich nicht, wie ich meine geliebte Kamera ersetzen sollte. Und irgendjemand muss ja die Bilder von den leichtbepackten Haudegen machen, wie sie sich sturmzerzaust den Urgewalten entgegenstellen.
To be continued!