· 

Lieblingsplätze: Der Aradosee in Potsdam

Eine tobende See, meterhoch wogende Wellen, die am Strand in einem Gebirge aus Gischt donnernd zusammenbrechen - all das gibt es am Aradosee nicht. Das kleine Gewässer im Herzen Potsdam hat trotzdem seinen ganz eigenen, besonderen Reiz.

 

Ruhiges Wasser kräuselt sich gemütlich vor dem sandigen Ufer, friedlich summt eine Libelle durch das Schilf, gemächlich dümpelt ein Fischchen knapp unter der Wasseroberfläche, bis es vom spitzen Schnabel eines Graureihers aus dem Gewässer und damit aus dem Leben gerissen wird.

 

Wer das Auge wandern lässt, kann die Füße ruhen lassen, vor allem dann, wenn er oder sie am Aradosee in Potsdam weilt. Hier und am angrenzenden Nuthe-Fluss gibt es jederzeit viel zu sehen:

 

Kormorane schweben den Fluss auf und ab, Mandarinenten trudeln im Rudel über den See, Schildkröten dösen auf aus dem Wasser ragenden Baumstämmen, Eisvögel schwirren von Ast zu Ast - und das ist nur ein kleiner Ausschnitt.

 

Woher kommt der See? Ein wohlmeinender Schöpfer könnte ihn vor Ewigkeiten in Potsdams Mitte geschmissen und ein herzliches "Hier, für euch!" hinterher geschleudert haben. Wer weniger an Schöpfer, Schöpferinnen oder ähnliche Gestalten glaubt, mag sich mit dieser Erklärung anfreunden:


Einst wurde die Nuthe begradigt und für die Begradigung brauchte man Erde. Diese buddelte man aus, eine Grube entstand, Wasser kam hinein, fertig war der See. Später entstand ganz in der Nähe ein Werk der Arado-Flugzeugwerke, und fertig war der Name.

 

Mittlerweile scheint die Stadt See, Fluss und das ganze Drumherum als Naherholungsgebiet zu entdecken. So wird alles herausgeputzt: Vom gestutzten Baum bis zur munitionsbereinigten Fläche gibt man sich einige Mühe. Wünschenswert wäre an irgendeiner Stelle vielleicht noch eine Gedenktafel für all die Zwangsarbeiter, die vom Arado-Werk beschäftigt wurden. Wenn schon der Name überlebt. But that's just me.

 

Um mal nicht den Eisvogel, Mandarin-Enten oder sonstiges Getier abzulichten, sondern tatsächlich den See zu fotografieren, zog ich nun eines Abends aus und schoß ein Foto. (To be honest: Es waren ungefähr vierzig, bis ich die Perspektive gefunden habe.) Warum abends? Darum.

 

Zum Schluss noch was für Insider: Der linke Schulterstern des Orion! Es ist tatsächlich zu sehen. Auch mit bloßem Auge. Spannend.

 

Nachtrag: Die Überschrift klingt so schön nach einer neuen Rubrik. Mir gefällt die Idee. Lieblingsplätze gibt es genug, fotogen sind sie allemal - wenn Zeit ist, ziehe ich mal los.