
Das Bild mit der für mich bisher längsten Vorlaufzeit: Ein Eisvogel am Aradosee in Potsdam. Was bin ich diesem Knilch nachgelaufen!
Alles begann mit meinem besten Freund, der interessiert meine Tierfotos betrachtete und mich anregte, auch mal seinen Lieblingsvogel aus Kindertagen, den Eisvogel, zu fotografieren. Unter den braven Bürger*innen Potsdams wurde schon länger getuschelt, dass das Tier auch hierzulande anzutreffen sei, und so fand sich flugs ein Vorzeigemitmensch, der uns die Halbinsel Hermannswerder als Hort des geflügelten Diamanten empfahl.
Dort wiederum gelangen uns die erste Sichtung und mir die ersten Fotos, mit denen ich aufgrund der Lichtsituationen (gegen die Sonne) und dem Schnappschuss-Charakter ("Da isser!! Draufhalten!!!") nicht sehr zufrieden war. Ein Kollege gab mir daraufhin den Tipp, mich auch mal am Aradosee umzusehen.
Und so tastete ich mich Abend für Abend heran: Den Piepmatz erstmal ausmachen, auskundschaften, wo er sich öfter herumtreibt, mit Spaziergänger*innen die neuesten Nestgerüchte tauschen, Ort und Ast entdecken, an beziehungsweise auf dem er sich öfter aufhält, schließlich genau den Astabschnitt identifizieren, auf den die Kamera gerichtet werden muss und dann - warten. Warten.
Warten.
Bis er dann endlich - oh nein, er dreht ab. Weiter warten. Warten. Ihn beobachten, wenn er woanders sitzt, nah genug, um ihn zu sehen, zu weit weg, um ihn zu fotografieren. Weiter ins Gebüsch rücken, um weniger sichtbar zu sein. Warten. Warten. Tagelang.
Warten.
Und dann flog er heran, setzte sich, zwei, drei Sekunden, ich drückte ab, vier, fünf, sechs, sieben Mal, er flog davon, mein Herz klopfte, ich rief schnell die Bilder auf, checkte Schärfe und Belichtung, Check! Erleichtert atmete ich auf und blieb noch ein wenig sitzen.