
Musizierende auf Bühnen durfte ich schon hin und wieder ablichten, dieses ungleich intimere Shooting aber war dank des Menschen und dessen Spiel etwas ganz besonderes - obwohl ich gegen eine kleine Gruppe von Gitarristen eine herzliche Abneigung pflege.
Ihr kennt das: Es ist Sommer, gesellig sitzt man ums Lagerfeuer zusammen, gesprächig geben liebe Menschen lustige Anekdoten zum Besten, das ein oder andere Kaltgetränk wird geräuschvoll geöffnet und genüsslich getrunken, alle verstehen sich prächtig, die Stimmung ist insgesamt so plüschig, dass sie problemlos in einer dieser plüschigen Vorabendserien Platz fände, der ganze Abend ist einfach perfekt - bis einer dieser Idioten mit seiner Akustikgitarre ankommt und alles ruiniert.
Zwangsläufig fragt dann jemand "Spielst du?" und der Idiot antwortet so etwas wie "Ach, nur ein bisschen... Mit der Gitarre spiele ich, was ich mit Worten nicht ausdrücken kann... Hier, Wonderwall.". Irgendjemand schmachtet dann und der Rest der Runde ist gezwungen, sich neun Stunden lang Cover-Versionen von Songs anzuhören, die im Original schon scheiße sind. Man könnte auch einfach einen Axtmord begehen, aber wer will schon zurück in den Knast?
Das Gegenteil davon ist dieser liebe Mensch hier, seines Zeichens Wissenschaftler, der neben dem Wissenschaffen auch in so unglaublich vielen Tätigkeiten brilliert, dass, wenn ich sie aufzählen müsste, das Internet rasch aus allen Nähten platzen würde. Darum bleiben wir für heute beim Gitarrenspiel, dem ich beiwohnen durfte. Beim Shooting selbst war ich zu beschäftigt, um all die fein gespielten Akkorde zu würdigen, aber in einer Umbaupause gönnte ich mir offene Lauscher und ruhendes Handwerk und war direkt verzückt.
Ich beendete den Abend mit tollen Fotos von einem tollen Gitarristen und der Erkenntnis: Dieser Mensch und diese Gitarre sind mir jederzeit und an jedem Lagerfeuer herzlichst willkommen!