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Fotografieren in Beelitz-Heilstätten: DSLR oder Handy?

Lost Places! Oder wie ich als Dorfkind verzückt sage: Heimat. Im November 2018 hatte ich die Möglichkeit, im Rahmen einer Fotobase-Tour durch ein paar Gebäude der Beelitzer Heilstätten zu streunen. Erstmals habe ich in vielen Situationen das Handy der Kamera vorgezogen. Warum nur?


Ein bisschen Vorbereitung muss schon sein: Der Grusel gehört in Lost Places dazu wie die randständige Vorliebe zum Pfarrer. Gerade zu den Beelitzer Heilstätten geizt die Popkultur mittlerweile nicht mit Geistergeschichten. Und dieser leise Grusel ist es, der das Schleichen durch die ewig verwaisten Gänge der Ruinen so besonders macht.

 

Wer sich gruselt, zittert, wer zittert, dem wird warm. Beobachtung: In den Gebäuden ist es im November kälter als draußen. No shit: Man verlässt eines der Häuser und es wird warm. Hartgesottene Outdoor-Veteran*innen mögen da nur müde mit den Schultern zucken ("Wir waren damals bei minus 20 Grad...", "Auch als das Feuerholz gefror haben wir nicht gejammert...", "Ich verlasse erst ab minus 40 Grad das Haus, du Schönwetter-Tourist!"). So reden hartgesottene bärtige Survival-Profis. Mir war einfach arschkalt.

 

Aber zurück zum Teasertext: Handyfotos? Really? Ja: Es war, soviel sei verraten, nicht der erste Lost Place, den ich besuchte. Und immer war es eine ähnliche Folge: Eine schier unüberschaubare Zahl an Motiven und Perspektiven. Immer wird das Stativ irgendwohin gewuchtet, immer wird sorgsam Verschlusszeit und ISO gewählt, die Blende ruht bei  mir bei reinen Innenaufnahmen meist irgendwo zwischenf /8 und f/13. Und wie aus einem gottgegebenen, unbestimmbaren Impuls denkt man bei jedem Bild: "Also, wenn hier keine HDR-Aufnahme drin ist, weiß ich auch nicht!"

 

Aber das kostet Zeit. Und ganz ehrlich: Zuhause sichtet man die Bilder und denkt sich: Oh, ein Raum. Aha, noch ein Raum. Sieh an, ein anderer Raum.

 

Das ermüdet.

 

Seit Beelitz-Heilstätten mache ich es anders. Fotos zu reinen Dokumentationszwecken mache ich mit dem Handy. Wer Ähnliches vorhat und sich fragt, ob das mit seinem Telefon geht: Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass jedes Handy, das nach 2010 gebaut wurde, gut genug ist, um spätestens mit einer Extra-App und Stativ-Einsatz passable Aufnahmen zu liefern.

 

Und wenn mich dann ein Ort, eine Perspektive, eine Idee so richtig packt, und ich diese gerne bis zum letzten Blendenwert exakt gestalten möchte, dann hole ich die Kamera hervor und nehme mir die Zeit.

 

Positiver Nebeneffekt: Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich mit 1400 oder nur 130 Aufnahmen von einem Ausflug zurückkomme.

 

Nach einer Tour kann ich dann die Zeit für die Nachbearbeitung gänzlich den Aufnahmen zugute kommen lassen, die mir wirklich wichtig waren. Die ganzen Handyknipsereien kommen beim Austausch mit anderen früh genug zu ihren fünf Minuten.

 

Und, auch das muss mal gesagt werden: Das macht sie nicht weniger schön!