
Na, gerade übers WE weg gewesen und jetzt drauf und dran, sich bei den Mitmenschen als weltgewandter Experte zu profilieren? Bitte nicht! Folge nicht meinem Negativbeispiel, in dem ich von Budapest erzähle.
Es ist ja immer so eine Sache, wenn man von enthusiastischen, weltreisenden Mitmenschen aufgescheucht wird, nur damit sie armwedelnd und kosmopolitisch von ihrem neusten Trip durch südamerikanische Gebirgskämme erzählen können, wo sie zweifellos Ungeheuerliches erlebt haben.
Wenn man selbst vorm Schreibtisch des Alltags sitzt und versucht, heute mal vor 20:00 Uhr raus zu sein, kann man sich abenteuerlich-freiheitliche Gefühlswelten allerdings nur schwer vorstellen. Darum äußere ich mich heute betont zurückhaltend. Die Message soll sein: Besuche Budapest, wenn es mal passt! Es ist schön da.
Man sagt, Wien sei die schönste Stadt von jenen Städten, durch die die Donau fließt, und das mag sein. Budapest aber sei, wenn es um das Look and Feel an der Donau selbst geht, am schönsten. Und das kommt hin:
Wien hat so viele Bauten, deren Wunderprächtigkeit einem ein schlechtes Gewissen einredet, wenn man sie nicht auf den ersten Blick erkennt, weil es schon an Überforderung grenzt. Zur Donau hin aber wirkt Wien, als hätten die geneigten Architekt*innen irgendwann die Lust verloren. Ganz anders Budapest: Hier scheint man spöttisch auf Wien herabgeblickt und ausgerufen zu haben: "Ach, die dusseligen Wiener, konzentrieren sie ihre Prachtbauten dort, wo es keiner sieht! Hihihi! Ganz anders wir Budapester - wir schaufeln das Beste vom Besten direkt an der Donau auf, damit künftigen Pauschaltouristen ganz schwummrig wird!"
Nachts am Ufer herumzulaufen und dabei etwa die Fischerbastei oder das Parlamentsgebäude zu bestaunen ist schlicht überwältigend. Wer auch immer Zeit, Geld und liebe Mitmenschen für eine umweltfreundliche Zugfahrt nach Budapest hat, möge dies tun. Es lohnt sich!
Mal ein Nachtrag: Woran erkennt man Leute, die schon mal in Budapest waren? Sie sagen nicht mehr Budapest, sondern “Budapescht”, was zwar richtig ist, aber auch irgendwie vermessen: Selbst jahrzehntelang etwas falsch aussprechen und von jedem erwarten, dass er oder sie das neu gelernte Worte sofort zweifelsfrei zuordnen kann, nur weil einem selbst der Zufall die Gnade der Erkenntnis hat zuteil werden lassen, finde ich ja etwas vermessen. But that’s just me.
Und warum nicht, noch ein Nachtrag: Ja verdammt, ich kann nicht anders, gefangen in der Klugscheißerei der Wochendreisen beziehungsweise dieser jüngst so angesagten “Wochenendtrips”: Budapest heißt Budapest, weil es aus zwei großen historisch wertvollen Stadtbereichen hervorgeht. Auf der einen Seite der Donau Buda, auf der anderen Seite Pest. So einfach ist das. Und glaubt mir, wenn ihr selbst einmal da gewesen seid, werdet ihr es genauso unbeholfen herausposaunen wie ich eben grade. Es geht nicht anders. Es ist ein Naturgesetz..!