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Der Alte Markt soll neuer werden

Hätte, hätte, Fußballwette: Hätte ich damals schon ein Weitwinkelobjektiv gehabt, wäre mir dieses Motiv noch anders geraten. Was aber bliebe, wäre das Zusammenspiel von der Fachhochschule und einem Bagger, der sich auf ihren Trümmern vor der Nikolaikirche verbeugt.

 

Am 16. August 2018 fielen die letzten überirdischen Reste eines Baus aus der DDR-Moderne, der zuletzt Standort der Fachhochschule Potsdam war. Ein Karree soll dort entstehen, dessen Ecken sich an den historischen Vorgängerbauten orientieren. Mit dem wiederaufgebauten Barberini und dem wiederaufgebauten Stadtschloss wird der Alte Markt dann sicherlich ein ganz hervorragendes Postkartenmotiv sein.

 

Nun könnte man sagen: Die DDR war kacke, die Geschichte einer Stadt darf man ihr jedoch ansehen. Man könnte auch sagen: Zu DDR-Zeiten wurde architektonisch vieles glattgebügelt, was nicht in den Zeitgeist passte, den Fehler machen wir nicht!

 

In Potsdam sagen ein paar kitschversessene Verantwortliche jedoch: Scheiß drauf, wir machen was wir wollen und wir wollen, dass alles so aussieht, wie es nie war.

 

So wird in der ganzen Stadt allerhand abgerissen, abgebrochen oder solange dem Verfall preisgegeben, bis es wirklich nach Ruine aussieht.

 

Hier spazierte ich eines Abends herum und sah diesen Bagger, der sich auf dem Schutt des FH-Gebäudes vor der Nikolaikirche verneigt. Jetzt hast du es geschafft, dachte ich bei mir, und korrigierte mich direkt: Der Bagger kann ja nun am wenigsten dafür.

 

Trotzdem erinnerte er mich daran, dass ich nicht in einer Stadt leben möchte, in der die Stadtplanung oberflächlichen ästhetischen Vorlieben unterworfen wird.

 

Lesetipp: Es gibt einen ganz hervorragenden Artikel dazu: “Make Potsdam schön again” in der FAZ, hier abrufbar.